Heirich legt vor allem in den Ortschaften zu

Gerade in den Stadtteilen erzielte der amtierende Oberbürgermeister zum Teil glänzende Ergebnisse
Glashalle während der Wahl (alt)

Seinen deutlichen Wahlsieg verdankt Oberbürgermeister Otmar Heirich nicht zuletzt den Ortschaften. Diese Einschätzung legt zumindest ein Blick auf die Detailergebnisse des zweiten Wahlgangs von gestern nahe.

VON JÜRGEN GERRMANN

NÜRTINGEN. Nicht zuletzt in Zizishausen, einem Ort, von dem man den Eindruck hatte, als werde der Widerstand gegen ihn von dort aus besonders kräftig organisiert, sammelte der Amtsinhaber tüchtig Punkte. Dort erzielte Heirich sogar seine besten Ergebnisse: Im Kindergarten Seestraße kam er mit 64,5 Prozent sogar in die Nähe der Zwei-Drittel-Mehrheit, in der Inselschule erreichte er mit 61,2 Prozent ein ähnlich gutes Ergebnis und auch im Rathaus schaffte er locker eine absolute Mehrheit.
Das markiert auch einen großen Unterschied zum ersten Wahlgang. Da hatte er gerade drei Mal die 50-Prozent-Hürde genommen – diesmal in 18 von 36 Wahlbezirken. Sein schlechtestes Ergebnis fuhr er diesmal im Kindergarten Enzenhardt ein: mit 38,9 Prozent betrug der Abstand zum Gesamtergebnis in Runde?eins allerdings nur ein Prozent. Und in dem Wahlbezirk mit seinem miesesten Ergebnis vor zwei Wochen, der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule, schaffte der OB sogar ein Plus von fast 14 Prozent.

In Reudern drehte Heirich die Verhältnisse um

Im Wahlkampf war auch kolportiert worden, Otmar Heirich wolle die Ortschaften abschaffen. Im ersten Wahlgang hatten manche den Eindruck, als sei diese Behauptung durchaus auf fruchtbaren Boden gefallen. Aber in Runde zwei relativierte sich dies deutlich: Die Wahlbezirke in den früher selbstständigen Gemeinden gewann er samt und sonders – in acht von 13 Wahlbezirken sogar mit absoluter Mehrheit.
In Raidwangen, wo er selbst in Runde?eins von einem „miserablen Wahlergebnis“ gesprochen hatte, sich aber vor wenigen Tagen noch drei Ortschaftsräte klar zu ihm bekannt hatten, kam er in der Grundschule auf 52,7 und im Rathaus auf 48,9 Prozent.
In Reudern wiederum, das für den amtierenden OB noch vor zwei Wochen zum Desaster wurde, drehte Heirich die Verhältnisse um. Auch dort war er (mit 40,6 Prozent im Kindergarten Marbachweg und 41,6 Prozent in der Gemeindehalle) ganz klar die Nummer?eins bei den „Hirschen“.
Reudern blieb dennoch die Hochburg von Sebastian Kurz, der Heirich im ersten Wahlgang am dichtesten auf den Fersen gelegen hatte und ja auch dort wohnt. 26,8 Prozent in der Gemeindehalle und 25,9 Prozent im Marbachweg bedeuten diesmal seine besten Ergebnisse, doch aus mehr als zehn Prozent Vorsprung und dem Kratzen an der absoluten Mehrheit wurde binnen zwei Wochen ein Rückstand von fast 15 Prozent. Kurz’ Tiefpunkt verlagerte sich übrigens von der Zizishäuser Seestraße in die Oberensinger Friedrich-Glück-Schule. Beim ersten Mal stellten 15,8 Prozent sein schlechtestes Ergebnis dar, diesmal 6,5.
Ein Leidtragender der Internet-Kampagne zugunsten Claudia Grau war sicher auch Andy Deuschle. Der kräftige Highlander schien, obwohl er wacker kämpfte, zwischen den beiden großen Blöcken zerrieben worden zu sein. Er verlor insgesamt an Stimmen, und kam auch nirgends mehr über zehn Prozent. Seine Hochburg blieb die Roßdorfschule?B (diesmal mit 8,2 Prozent) und am wenigsten konnte er die Hardter für sich begeistern: 1,1.
Nicht-Kandidatin Claudia Grau überflügelte ihren Chef Otmar Heirich in drei Wahllokalen – was gestern in der Glashalle von Gegnern des OB zuweilen lauthals bejubelt wurde. Die 42,9 Prozent in der Hahn-Schule (Rekord), die 42,8 Prozent in der Rümelinstraße und die 41 Prozent im Enzenhardt bedeuten an Vorsprung vor dem Titelverteidiger indes in absoluten Zahlen dies: Drei Stimmen im ersten, vier Stimmen im zweiten und neun Stimmen im dritten Fall. Auf den unfruchtbarsten Boden fiel die Kampagne zugunsten der Ersten Beigeordneten übrigens in der Seestraße in Zizishausen – das war der einzige Ort, in der (mit 19,6 Prozent) weniger als ein Fünftel Claudia Graus Namen ankreuzten.
Und die Wahlbeteiligung? Die sank trotz (oder wegen?) der aufgeheizten Stimmung gegenüber dem ersten Durchgang sogar leicht – allerdings nur um 0,2 Prozent. Die fleißigsten Wähler wohnten dabei im Bereich der Braike-Schule (56,2 Prozent). Die „rote Laterne“ hingegen wurde innerhalb des Kindergartens Achalmstraße weitergegeben – von Raum?B (mit damals 23,7 Prozent) in Raum?A (mit jetzt 24,6 Prozent).