OB Heirich geht in die zweite Runde

Bewerbungsfrist für die Neuwahl am 23. Oktober läuft bis Mittwoch – Raimund Bihn zieht seine Bewerbung zurück

Wer zieht zurück, wer bleibt dabei? Über diese Frage wurde einen Tag nach der Oberbürgermeisterwahl eifrig spekuliert. Gestern Nachmittag teilte Oberbürgermeister Heirich dann mit, dass er weitermachen wird. Raimund Bihn zieht seine Bewerbung zurück. Friedrich Buck und Andreas Deuschle brauchen noch Bedenkzeit.

VON ANNELIESE LIEB

NÜRTINGEN. Die Karten werden neu gemischt. Wie viele Namen bei der Neuwahl am 23. Oktober auf dem Stimmzettel stehen, ist noch offen. Morgen, Mittwoch, um 18 Uhr endet die Bewerbungsfrist für die zweite Runde. Auch neue Kandidaten, die bisher nicht dabei waren, haben die Möglichkeit, ihren Hut in den Ring zu werfen.
39,97 Prozent oder 4902 Wählerinnen und Wähler sprachen sich am Sonntag für Otmar Heirich aus. Dahinter folgten Sebastian Kurz mit 25,46 Prozent, Friedrich Buck mit 10,13 Prozent, Petra Geier Baumann mit 7,04 Prozent, Andreas Deuschle mit 5,68 Prozent und Raimund Bihn mit 2,59 Prozent.
Vermessungstechnikerin Petra Geier-Baumann, als GIS-Koordinatorin bei der Stadt Filderstadt beschäftigt, hat bereits am Sonntag mitgeteilt, dass sie für einen zweiten Wahlgang nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Gestern hat sich auch Raimund Bihn entschieden, seine Bewerbung zurückzuziehen. „Das schlechte Wahlergebnis muss ich erst noch verdauen“, machte der 39-jährige Oberensinger keinen Hehl aus seiner Enttäuschung.
Friedrich Buck und Andreas Deuschle brauchen noch Bedenkzeit. Buck, dessen Wahlkampf von der Gemeinderatsfraktion Nürtinger Liste/Grüne unterstützt wurde, sagte gestern, er müsse sich noch mit seinem Wahlkampfteam beraten. Er „brauche noch Rückmeldungen“, so der Diplom-Ingenieur aus Weilheim. Auch Andreas Deuschle wollte sich noch nicht festlegen, ob er erneut kandidieren wird. Er möchte noch mal eine Nacht darüber schlafen.
Dass er mit großen Hoffnungen in den zweiten Wahlgang startet, machte Sebastian Kurz bereits am Sonntagabend deutlich. Der 25-jährige, staatlich examinierte Rettungsassistent hofft, am 23. Oktober sein Ergebnis noch ausbauen zu können.
„Ja, ich mache weiter“, sagte Oberbürgermeister Heirich gestern auf Nachfrage. Seine Familie und Freunde hätten ihn darin bestärkt, erneut anzutreten. Der Amtsinhaber hat zwar am Sonntag auf ein paar Prozentpunkte mehr gehofft, möchte deshalb aber die Flinte nicht ins Korn werfen. Er habe gestern Vormittag viele Anrufe, Mails und Schreiben von Bürgern bekommen, die ihn darin bestärkt hätten, weiterzumachen. Das, so Heirich, sei er auch den Bürgerinnen und Bürgern schuldig, die ihn gewählt und unterstützt hätten. Der Zuspruch von Bürgern sei neue Motivation, gestärkt in die zweite Runde zu starten.
709 Wählerinnen und Wähler haben am Sonntag den Namen von Claudia Grau auf ihren Stimmzettel geschrieben. Mit diesem Votum wollte eine Gruppe Nürtinger Bürger erreichen, dass die Nürtinger Bürgermeisterin sich am 23. Oktober zur Wahl stellt. Claudia Grau hatte schon am Sonntag gesagt, dass sie nur antreten werde, wenn Oberbürgermeister Heirich für einen zweiten Wahlgang nicht zur Verfügung stehe. Da Otmar Heirich erneut antritt, musste Claudia Grau gestern nicht lange überlegen: „Ich stehe für eine Kandidatur nicht zur Verfügung.“ Außerdem, so Grau, sei sie überzeugt, dass die Zusammenarbeit zwischen OB Heirich und ihr auch in den nächsten Jahren gut sein werde.
Es gab am Sonntag aber nicht nur Spekulationen, ob Claudia Grau antreten würde, mehrfach hörte man im Rathaus auch, dass im zweiten Wahlgang eventuell Michael Lutz, Bürgermeister aus Waldenbuch, einsteigen könnte. Er war im Vorfeld Wunschkandidat von Freie-Fraktionschef Dr. Otto Unger, hatte dann aber abgesagt. Vergangene Woche wurde Lutz bei der Podiumsdiskussion in der Kreuzkirche gesehen. Ja, er sei vor Ort gewesen, bestätigte Lutz. 29 Wählerinnen hatten seinen Namen am Sonntag auf den Stimmzettel geschrieben. Er habe auch E-Mails von Bürgern bekommen, die ihn aufgefordert hätten zu kandidieren. Das hat ihm möglicherweise geschmeichelt, aber an seiner Entscheidung nichts geändert: „Mein Name wird am 23. Oktober 2011 nicht auf dem Stimmzettel für die Nürtinger Oberbürgermeisterwahl stehen“, sagte Lutz.

Wahlausschuss tagte mit eineinhalbstündiger Verspätung

Gestern Abend tagte der Wahlausschuss mit eineinhalbstündiger Verspätung. Die Vielzahl der abgegebenen Stimmen für sonstige Bewerber hat das Team um Wahlleiter Andreas Teufel den ganzen Tag in Atem gehalten. So mussten unter anderem mehr als 125 Namen auf ihre Wählbarkeit hin überprüft werden. Diese Prozedur zog sich sehr in die Länge, sodass der Wahlausschuss statt wie geplant um 18 Uhr erst um 19.30 Uhr zusammentreten konnte. Denn es waren nicht nur 709 Stimmen für Claudia Grau abgegeben worden, 23 Stimmen gab es für Matthias Berg, 14 für Pit Lohse oder 12 für Stadtrat Michael Brodbeck. Auch für Joschka Fischer, Uli Höneß oder Harald Schmidt wurden, um nur einige Beispiele zu nennen, Stimmen abgegeben.