Sein großes Vorbild ist Ursula Kreutel

Die Oberbürgermeisterkandidaten im Gespräch: Heute Personaltrainer und Eventmanager Andreas Deuschle

Redaktionsgespräch mit Oberbürgermeisterkandidat Andreas Deuschle. Foto: Holzwarth

VON ANNELIESE LIEB

Er ist ein echtes Muskelpaket, wirft bei Highland Games mit großem Erfolg schwere Steine und dreht Baumstämme. Derzeit stemmt Andreas Deuschle allerdings ein ganz anderes Projekt. Der 43-jährige Personaltrainer und Eventmanager möchte Oberbürgermeister in Nürtingen werden.

NÜRTINGEN. Ein Sportler – Deuschle war Deutscher Juniorenmeister im Kugelstoßen – an der Spitze einer großen Kreisstadt? Kein Problem für den gebürtigen Kirchheimer. „Ursula Kreutel, ehemalige deutsche Meisterin im Diskuswerfen, ist Bürgermeisterin in Weissach.“ Kreutel ist sein Vorbild. Weissach im Landkreis Böblingen hat indes nur knapp 7500 Einwohner, allerdings mit Porsche einen potenten Gewerbesteuerzahler.

Die Idee, sich in Nürtingen um das Amt des Oberbürgermeisters zu bewerben, reifte bei Andreas Deuschle im Rahmen von Mission Olympic. Dieses sportliche Engagement möchte er noch ausbauen, er möchte Nürtingen zur Sport- und Kulturstadt machen. Dass er die Unterstützerunterschriften so schnell zusammenbekommen hat, bestärkte Deuschle, zu kandidieren. Er habe in Gesprächen auch viel Negatives über die Arbeit von Herrn Heirich gehört.

Sollte er am 9. Oktober zum Oberbürgermeister gewählt werden, will Deuschle einiges anpacken. „Wir müssen die Leute wieder in die Stadt bringen.“ Dazu sei notwendig, weitere Geschäfte in der Innenstadt anzusiedeln und den Schillerplatz verkehrsfrei zu machen. Die Buslinie soll über die Frickenhäuser Straße und den Kührain geführt werden. Außerdem möchte er den Einzelhandel stärken. Kunden sollen in der Innenstadt eine Stunde gratis parken dürfen. Auch die Gastronomie möchte Deuschle fördern und Events in der Innenstadt anbieten. Damit junge Leute erst gar nicht auf den Gedanken kommen, in der Stadt Randale zu machen, möchte Deuschle die Jugend mehr in den Sport einbinden, „dann kommen sie gar nicht auf dumme Gedanken.“ Außerdem sollten Schulen und Vereine enger zusammenarbeiten, dann gelinge auch die Integration besser.

Den Sport mehr in den Mittelpunkt zu stellen ist ohnehin sein Ding. Der Schülerund Jugendtrainer beim VfB Stuttgart und Verbandstrainer beim Württembergischen Leichtathletikverband möchte in den Bau und die Renovierung der Sporthallen investieren. In Zizishausen, so Deuschle, gebe es einen möglichen Investor für eine Mehrzwecksporthalle. „Der würde zwei Drittel der Kosten übernehmen.“ Die Halle in Neckarhausen sollte, entsprechend dem Engagement in Raidwangen, dringend renoviert werden für die Turner.

Auch das Thema Verkehr ist ihm ein großes Anliegen. Dass die Anlieger in Reudern und Neckarhausen über Verkehrslärm klagen, dafür hat er vollstes Verständnis. Nicht nur dort würde er für den Schwerlastverkehr die Durchfahrt verbieten, sondern auch in Zizishausen und in der Innenstadt. An der Kreuzung Neuffener Straße/Carl-Benz-Straße würde er einen Kreisverkehr errichten und in der Stadt Ladestationen für Elektroautos und E-Bikes installieren.

Dass die Stadtteile alle ihren Ortsvorsteher behalten, ist für Andreas Deuschle selbstverständlich. Er kann sich sogar vorstellen, dass auch das Roßdorf einen Ortsvorsteher zur Vertretung der Bürgerinteressen erhalten soll. Zusätzliche Kosten für den Etat der Stadt? „Das könnte ja eine ehrenamtliche Aufgabe werden.“ Außerdem würde er, sollten ihn die Nürtinger wählen, als Oberbürgermeister regelmäßige Sprechstunden in den Ortsteilen anbieten. Mehr Sicherheit in der Innenstadt möchte der ehemalige Leistungssportler, unter anderem mit mehr Streifendiensten durch die Polizei und das Ordnungsamt erreichen. Außerdem will er sich für ein Alkohol- und Drogenverbot auf öffentlichen Plätzen einsetzen. „Nürtingen soll kinderfreundlicher werden“, sagt Deuschle, selbst Vater von zwei Söhnen. Darunter versteht er eine Förderung der Ganztagsbetreuung in Kindergärten von 0 bis sechs Jahren, den Ausbau der Ganztagsschule und die Förderung des Schulsports.

Mit Herzblut will er sich für die Bürgerinteressen einsetzen

Die Wirtschaft zu stärken heißt für Andreas Deuschle nicht unbedingt, den Großen Forst zu erschließen. Zuerst sollten nach seiner Auffassung alle verfügbaren Flächen bebaut werden, bevor an die Erschließung neuer Gebiete gedacht werde. Man müsse eben auch mit Privatleuten reden, ob sie ihre Grundstücke nicht verkaufen wollten. Er würde die Bürger entscheiden lassen, wo noch Gewerbeflächen erschlossen werden könnten. Den Standort für die Biogasanlage sieht er sehr kritisch. Allenfalls, wenn man die Anlage ganz tief in den Wald rein baue, halte er sie für verträglich.

Oberbürgermeister in Nürtingen zu sein, so Deuschle, sei keine leichte Aufgabe, dessen ist sich der Eventmanager bewusst. Doch so wie er sich im Sport engagiere, wolle er sich auch als Oberbürgermeister einsetzen. „Ich kämpfe für die Bürger und lege viel Herzblut rein.“ Seinen Wahlprospekt, so betont er auf Nachfrage, habe er ganz alleine erstellt. Er habe mit den Bürgern gesprochen und die Informationen und Anregungen zusammengetragen. Immer wieder, so Andreas Deuschle, werde er von Leuten auf der Straße angesprochen, die seine Kandidatur begrüßen würden. 20 000 Flyer hat er drucken lassen, die er seit Tagen persönlich verteilt.