OB-Wahl: eine Absage nach der anderen

Auch Leinfelden-Echterdingens Baubürgermeister Frank Otte will nicht gegen Otmar Heirich antreten
Still ruht der Neckar: Zwölf Tage vor Ende der Bewerbungsfrist stehen weiterhin nur zwei Kandidaten fest – Titelverteidiger Otmar Heirich (60) und Herausforderer Sebastian Kurz (25). Die Gegner des amtierenden Stadtoberhaupts erhalten offenkundig eine Absage nach der anderen.

VON JÜRGEN GERRMANN

NÜRTINGEN. Die jüngste stammt von Frank Otte, seines Zeichens Baubürgermeister von Leinfelden-Echterdingen. Der soll vor zwei Wochen bei einem „Geheimtreffen“ (von dem zwei Tage später dennoch erstaunlich viele wussten) mit Repräsentanten der Fraktionen der Freien Wähler, der CDU, der Nürtinger Liste/Grüne und der Jungen Bürger „großes Interesse“ signalisiert, aber dann doch aus persönlichen Gründen abgesagt haben. Aus Teilnehmerkreisen wird berichtet, dass der Kreisrat der Freien Wähler (er ist Jahrgang 1957) die wohl letzte Trumpfkarte gewesen sei, die seine eigenen Leute noch hätten aus dem Ärmel ziehen können.

Dass aus dieser Ecke niemand mehr kommt – dafür könnte auch sprechen, dass Fraktionschef Dr. Otto Unger am Dienstag ankündigte, in den Urlaub zu gehen. Der hatte am lautesten einen „bürgerlichen Bewerber“ angekündigt (sogar auf der Hauptversammlung der UFB). Der von ihm genannte Termin (Ende August) ist allerdings verstrichen. Und zudem hatte es in der eigenen Fraktion immer deutlicheres Rumoren gegeben. Nicht nur der bekennende Heirich-Unterstützer Helmut Nauendorf, sondern auch andere Stadträte störten sich daran, dass ihr Vorsitzender stets davon sprach, „die Freien“ suchten beziehungsweise hätten einen Kandidaten. Denn der Amtsinhaber hat beileibe nicht nur Gegner in dieser Gruppierung.

„Ich gebe zu: Die Luft wird dünner. Und die CDU-Liste ist eigentlich abgearbeitet.“

Thaddäus Kunzmann, CDU

Ist das Rennen nun also gelaufen? „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt CDU-Fraktionschef Thaddäus Kunzmann dazu: „Abgabeschluss ist der 13. September. Da kann sich noch was tun. Aber ich gebe zu, dass die Luft dünner wird.“ Die Gründe für die Serie an Absagen sind aus seiner Sicht vielfältig. Dass der Gemeinderat aus der Sicht mancher nicht unbedingt ein rundum positives Bild abgibt, habe aus seiner Sicht nur einer durchblicken lassen. Die anderen hätten private Gründe genannt, das Risiko, gegen den Amtsinhaber anzutreten, nicht eingehen wollen oder gemeint, im Moment sei nicht der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel.

Die Zahl der Ideen, wen man noch ansprechen könne, werde nicht größer. Wenn jemand komme, werde man ihn mit den anderen Fraktionen anhören: „Aber die CDU-Palette ist eigentlich abgearbeitet. Wobei ich nicht ausschließe, dass ich doch noch einen Geistesblitz bekomme.“ Immerhin rund 20 Leute seien auf dieser Liste gestanden. Manche hätten sich im Gespräch als nicht gut genug erwiesen: „Mir war immer klar, dass wir jemand sehr guten brauchen. Deswegen haben wir nicht nur Absagen erhalten, sondern manchmal auch von uns aus abgesagt.“

Frank Ottes Korb war mindestens der sechste, den die große Anti-Heirich-Koalition mittlerweile erhalten hat. Der Kirchheimer Bürgermeister Günther Riemer war mit sechs Wochen vermutlich der, der es auf die längste Zeit beim Zögern gebracht hat. Am nächsten dran, Ja zu sagen, war vielleicht Vize-Landrat Matthias Berg, den viele für den chancenreichsten Herausforderer gehalten hätten.

Ein Nein kam zudem vom Waldenbucher Bürgermeister Michael Lutz und zwei Kandidaten-Kandidaten, die es tatsächlich geschafft haben, bislang unerkannt zu bleiben.


Noch zwei weitere Namen in der Gerüchteküche

Das linke Lager unter den Heirich-Gegnern brachte selbst Thomas Mitsch, der vor fünf Jahren Nürtinger Landtagswahl-Kandidat für die damalige WASG (2,4 Prozent) war, 2006 aber auch OB von Esslingen werden wollte (2,2 Prozent), ins Spiel. Als wir ihn ansprachen, verwendete der jetzige Markt-Leiter des Roßdorf-Lädles zunächst eine Formulierung, die auf ein Nein schließen ließ. Aber dann überlegte er es sich doch anders: „Ich sage dazu gar nichts.“

Heiß in der Gerüchteküche kursiert derzeit noch ein anderer Name: Raimund Bihn. Er ist Zweiter Vorsitzender der Stadtkapelle Nürtingen und verkauft beruflich BMW-Fahrzeuge beim Autohaus Briem in der Nürtinger Au. Seine Stellungnahme gegenüber unserer Zeitung: „Das lasse ich offen bis zum letzten Tag. Wenn es dabei bleibt wie jetzt, dass möglicherweise nur zwei antreten, dann werfe ich meinen Hut in den Ring.“