Bewerberkarussell nimmt Fahrt auf

OB Heirich hat als erster Kandidat Bewerbung abgegeben – Sebastian Kurz sammelt Unterstützer-Unterschriften für Kandidatur
Das Kandidatenkarussell für die Oberbürgermeisterwahl nimmt langsam Fahrt auf. Vergangene Woche hat Amtsinhaber Otmar Heirich seine Bewerbung abgegeben. Unterstützungsunterschriften für die OB-Wahl sammelt seit einigen Tagen auch Sebastian Kurz. Der 25-Jährige bestätigte auf Nachfrage, dass er als Oberbürgermeisterkandidat gegen Heirich antreten möchte.

VON ANNELIESE LIEB

NÜRTINGEN. Vergangene Woche hat Sebastian Kurz entschieden, sich als Oberbürgermeister in Nürtingen zu bewerben und dies via Facebook auch seinem Freundeskreis mitgeteilt. In den nächsten Tagen, so Kurz auf Nachfrage, möchte er seine Bewerbungsunterlagen im Rathaus bei Andreas Erwerle, dem Vorsitzenden des Gemeindewahlausschusses, abgeben.

Mit Voraussetzung für die Wählbarkeit sind 50 Unterstützungsunterschriften „von zum Zeitpunkt der Unterzeichnung wahlberechtigten Personen“, heißt es in der Stellenausschreibung für die OB-Wahl. Für Sebastian Kurz ganz offensichtlich kein Problem: „Ich habe schon weit über 100 Unterstützungsunterschriften gesammelt.“ Außerdem, so Kurz, habe er in den zurückliegenden Tagen gute Gespräche mit Nürtinger Bürgern geführt, die ihn ermutigt hätten, zu kandidieren.

Sebastian Kurz, Sohn von Show-Produzent Bernhard Kurz, ist 25 Jahre alt, wohnt in Reudern und arbeitet bei der Daimler AG als Rettungsassistent. Er spielt in seiner Freizeit Golf und hält sich mit Joggen und Krafttraining fit. Nebenbei studiert er Betriebswirtschaft im Fernstudium. Diese betriebswirtschaftlichen Kenntnisse befähigen ihn nach seiner Auffassung für das Amt des Oberbürgermeisters einer Stadt mit zirka 40.000 Einwohnern. Wichtig, so Kurz, sei ihm, dass die Nürtinger Wähler eine Alternative zum amtierenden Oberbürgermeister hätten und Nürtingen wieder bürgerfreundlicher werde. Aufgabe eines Oberbürgermeisters sei es, Politik und Bürger näher zusammenzubringen. Das sei in Nürtingen nicht gelungen, wie die Projekte Großer Forst oder Wörth-Areal gezeigt hätten. „Die Bürger wollen mitentscheiden“, sagt Kurz, der ein großer Befürworter von Stuttgart 21 ist. Der junge Reuderner hat im Herbst letzten Jahres in Nürtingen eine ganze Reihe von Pro-Stuttgart-21-Veranstaltungen organisiert.

„Die Bewerbung ist von Herrn Kurz nicht mit uns abgesprochen“

CDU-Fraktionschef Thaddäus Kunzmann


Ist Sebastian Kurz der Kandidat der Nürtinger CDU? „Die Bewerbung ist von Herrn Kurz nicht mit uns abgesprochen“, zeigte sich der CDU-Landtagsabgeordnete und Vorsitzende der CDU-Gemeinderatsfraktion, Thaddäus Kunzmann, etwas überrascht von den Ambitionen des JU-Mitglieds. „Wir warten ab und legen uns noch nicht auf einen Kandidaten fest.“ Außerdem, so Kunzmann, habe er bereits betont, dass es nicht den Gegenkandidaten einer Partei geben werde, sondern ein Bewerber von mehreren Gruppierungen mitgetragen werden müsse. Darüber hinaus habe er signalisiert, dass eine Fraktion auch offen für Vorschläge aus der Bürgerschaft sei. Wenn sich jetzt mit Sebastian Kurz ein junger Mann bewerbe und sich engagieren wolle, finde er das gut.

Vor acht Jahren, als ein Nachfolger für den ausscheidenden Oberbürgermeister Alfred Bachofer gesucht wurde, stellten sich vier Bewerber zur Wahl. Neben Wahlsieger Otmar Heirich, warben Lothar Wölfle, Roland Zeller und Dr. Michael Brodbeck um die Gunst der Wähler. Im ersten Wahlgang gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU-Kandidat Wölfle (36,28 Prozent), damals Bürgermeister in Trossingen und heute Landrat im Bodenseekreis, sowie SPD-Kandidat Otmar Heirich (34,6 Prozent) aus Lauda-Königshofen. Abgeschlagen auf den Plätzen drei und vier landeten Roland Zeller (17,97 Prozent), Beigeordneter der Stadt Tamm, und der Neckarhäuser Dr. Michael Brodbeck (11,03 Prozent).

Im zweiten Wahlgang haben Zeller und Dr. Brodbeck ihre Bewerbung zurückgezogen. Dr. Brodbeck hat dann indirekt eine Wahlempfehlung für Otmar Heirich abgegeben. Heirich siegte im zweiten Wahlgang mit 52,77 Prozent. Für Lothar Wölfle votierten 46,9 Prozent der Wähler.