OB-Wahl: Kommt ein Gegenkandidat?

Am 9. Oktober ist in Nürtingen Oberbürgermeisterwahl – Am 3. Juni wird die Stelle offiziell ausgeschrieben
Otmar Heirich hat angekündigt, sich für eine zweite Amtsperiode zu bewerben. Einiges deutet darauf hin, dass es für den 59-Jährigen kein Alleingang wird. Als ein möglicher Gegenkandidat wird hinter vorgehaltener Hand der Kirchheimer Bürgermeister Günter Riemer gehandelt.

VON ANNELIESE LIEB

NÜRTINGEN; „Ich bin vor längerer Zeit schon angesprochen worden“, räumt Riemer ein, dass es erste Kontakte nach Nürtingen beziehungsweise umgekehrt Richtung Kirchheim bereits gegeben hat. Inzwischen habe er sich auch informiert und Gespräche geführt, aber noch keine Entscheidung getroffen. Diesen Schritt müsse die ganze Familie mittragen, sagt er auf Nachfrage und gibt zu verstehen, dass er noch Bedenkzeit braucht.

Günter Riemer wohnt in Kirchheim, ist in zweiter Ehe verheiratet und hat fünf Kinder. Nürtingen kennt der Kirchheimer Baubürgermeister nicht nur aus dem Blickwinkel der Nachbarstadt. Von 1993 bis 1996 war er im Tiefbauamt der Stadt Nürtingen beschäftigt und hat zeitweise auch Tiefbauamtsleiter Joos vertreten. Von Nürtingen aus wechselte er nach Schorndorf, wurde im Jahr 2000 zum Baubürgermeister in Calw gewählt und ist nun im siebten Jahr Bürgermeister in Kirchheim.

Spricht man die Nürtinger Gemeinderäte auf die Oberbürgermeisterwahl an, sind es vor allem die drei großen Fraktionen, die keinen Hehl daraus machen, dass sie die Arbeit des Oberbürgermeisters durchaus auch kritisch sehen. „Wir bemühen uns wie andere Fraktionen auch, einen qualifizierten Gegenkandidaten zu finden“, sagt der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Dr. Otto Unger. Der Bürger sollte eine echte Wahl haben. Was Unger an Heirichs Arbeit missfällt: „Er ist nicht entscheidungsfreudig“. Das höre man auch von Mitarbeitern aus dem Rathaus. Namen von möglichen OB-Wunschkandidaten will Unger nicht nennen.

Auf der Suche nach einem Gegenkandidaten für den amtierenden OB ist auch die Fraktion Nürtinger Liste/Grüne. „Wir bemühen uns, einen zu finden und der muss auch nicht unbedingt das grüne Parteibuch haben“, so Dieter Braunmüller. Dass die Fraktionsmitglieder der Nürtinger Liste/Grüne in vielen Punkten konträre Auffassungen zum Oberbürgermeister vertreten, hat sich in der Vergangenheit in vielen Diskussionen gezeigt. Braunmüller nennt hier Vorhaben wie den „Großen Forst“, die Freie Kunstakademie oder die Bebauung des Wörth-Areals. Gerade diese wichtigen kommunalpolitischen Projekte müssten zusammen mit der Bevölkerung gelöst werden. Braunmüller wünscht sich hier mehr Bürgerbeteiligung. Der OB, so der Nürtinger-Liste/Grüne-Fraktionschef rückblickend, sei fulminant gestartet mit der Sperrung der Überfahrt auf dem Stadthallenplatz. „So hätte es weitergehen sollen. Ist es aber nicht.“

Vor acht Jahren, am 9. November 2003, wurde Otmar Heirich zum Oberbürgermeister der Stadt Nürtingen gewählt. Er hatte im zweiten Wahlgang die Nase vorn. 52,77 Prozent sprachen Heirich das Vertrauen aus. CDU-Kandidat Lothar Wölfle hatte mit 46,9 Prozent der Stimmen das Nachsehen. Dass der CDU-Kandidat damals scheiterte, das war für die Christdemokraten eine herbe Niederlage. Deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die CDU nach einem Gegenkandidaten Ausschau hält. „Wir versuchen Leute zu motivieren, in Nürtingen bei der OB-Wahl zu kandidieren, um dem Bürger eine Wahlmöglichkeit zu bieten“, umschreibt Felix Tausch die aktive Kandidatensuche. Für den stellvertretenden CDU-Fraktionschef hat die Sache zwei Seiten. Mit dem Mensch Otmar Heirich komme er persönlich sehr gut aus – mit dem Oberbürgermeister indes habe er so seine Schwierigkeiten. „Da könnte man einiges besser machen“, sagt Tausch und nennt den Großen Forst, die FKN und das Wörth-Areal. Als OB müsse man strategischer arbeiten und die Bürger mehr mitnehmen. Kritik übt Tausch auch an der Vorbereitung der Sitzungen. „Die Vorlagen kann man besser machen.“ Wenn man alles zusammenzähle, falle ihm wenig ein, was in den letzten acht Jahren so richtig gut gelaufen sei, stellt Tausch fest. Die jährlichen Ausstellungen in der Kreuzkirche seien zwar eine gute Sache, hätten Nürtingen aber nicht wirklich nach vorne gebracht.

„Wir sind mit der Arbeit des Oberbürgermeisters zufrieden“

Bärbel Kehl-Maurer

„Wir haben uns vor acht Jahren gefreut, dass die Nürtinger dem SPD-Kandidaten das Vertrauen ausgesprochen haben und werden Otmar Heirich auch bei der bevorstehenden Wahl unterstützen“ bekräftigt Bärbel Kehl-Maurer, stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende. In Zusammenarbeit mit dem OB wollen die Sozialdemokraten bestimmte Themen noch stärker gewichten. Kehl-Maurer nennt hier die Wirtschaftspolitik und die Stärkung der Infrastruktur mit dem Verkehrsnetz, aber auch einem guten Bildungs- und Betreuungskonzept. Ganz wichtig sei, vor Ort Arbeitsplätze zu schaffen, um damit auch Gewerbesteuereinnahmen zu sichern. „Das Geld brauchen wir, um unsere kommunale Infrastruktur zu erhalten. Wir sind mit der Arbeit des Oberbürgermeisters sehr zufrieden“, betont Kehl-Maurer. Während Heirichs Amtszeit sei in Nürtingen viel vorangebracht worden, zum Beispiel im Bereich Schulen und Sportplätze.

„Wir bringen keinen eigenen Mann, würden uns aber einen starken Gegenkandidaten wünschen“, bezieht Matthias Hiller für die Fraktion „Junge Bürger“ Position. „Ob wir jemand unterstützen, hängt davon ab, wer sich bewirbt.“ In den letzten acht Jahren sei nicht alles optimal gelaufen.

Zurückhaltend reagiert Hermann Quast, Fraktionschef der Liberalen Bürger/FDP. Seine Fraktion, so Quast, suche keinen Kandidaten. „Wir warten ab, wie sich die Situation entwickelt“.

Ausgeschrieben wird die Stelle des Oberbürgermeisters am 3. Juni im Staatsanzeiger und in der Nürtinger Zeitung. Ab 4. Juni bis 13. September können Kandidaten ihre Bewerbung einreichen. Die Entscheidung treffen die Nürtinger am 9. Oktober beziehungsweise, falls notwendig, im zweiten Wahlgang zwei Wochen später.