Heirich legt vor allem in den Ortschaften zu
Gerade in den Stadtteilen erzielte der amtierende Oberbürgermeister zum Teil glänzende Ergebnisse
WeiterlesenVON ANNELIESE LIEB
NÜRTINGEN. Fünf Männer und eine Frau wollen in Nürtingen Oberbürgermeister werden. Nachdem es lange Zeit so ausgesehen hatte, dass nur Sebastian Kurz gegen den amtierenden OB antreten wird, haben in den zurückliegenden Tagen weitere Bewerber ihren Hut in den Ring geworfen.
Am Donnerstag, 15. September, 18 Uhr, ist die öffentliche Sitzung des Gemeindewahlausschusses, der die eingegangenen Bewerbungen prüft und über die Zulassung entscheidet. Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses ist Technischer Beigeordneter Andreas Erwerle. Die Wahl findet am Sonntag, 9. Oktober, statt. Die offizielle Kandidatenvorstellung der Stadt ist am 29. September um 19.30 Uhr in der Stadthalle. Schon vor diesem Termin haben die Nürtinger bei einem Podiumsgespräch unserer Zeitung Gelegenheit, die Bewerber im direkten Vergleich zu erleben. Am Mittwoch, 21. September, 19 Uhr, laden wir in die Stadthalle ein.
Vor acht Jahren wurde Otmar Heirich zum Nürtinger Oberbürgermeister gewählt. 52,7 Prozent der Wähler sprachen Heirich das Vertrauen aus. Konkurrent Lothar Wölfle hatte mit 46,9 Prozent das Nachsehen. Die Wahlbeteiligung lag damals bei 46,7 Prozent. Heirich feierte im Juli seinen 60. Geburtstag, er ist verheiratet mit Gisela Keck-Heirich und hat zwei erwachsene Kinder. Geboren ist er in Goslar, hat am Goethe-Gymnasium in Dieburg Abitur gemacht und an der Universität in Frankfurt und der Hochschule für Verwaltungswissenschaften Jura studiert. Er war Richter am Amtsgericht und Landgericht in Darmstadt, bevor er 1991 zum Bürgermeister von Lauda-Königshofen gewählt wurde. 1999 wurde der Sozialdemokrat in Lauda-Königshofen wiedergewählt und 2003 bewarb sich Heirich um das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Nürtingen. Er wurde im November 2003 zum Nachfolger von Alfred Bachofer gewählt.
Fünf Gegenkandidaten mit unterschiedlichen Qualifikationen
Schon seit Wochen steckt Sebastian Kurz mitten im Wahlkampf. Der 25 Jahre alte Rettungsassistent aus Reudern hat sich schon frühzeitig entschieden, gegen Amtsinhaber Heirich anzutreten. Kurz ist ledig, Sohn von Musical- und Theaterproduzent Bernhard Kurz, seit 2009 Mitglied im CDU-Stadtverband Nürtingen und bei der Jungen Union. Seit 2011 ist Sebastian Kurz Rettungsassistent beim Deutschen Roten Kreuz in Göppingen, hat bei der Studiengemeinschaft Darmstadt einen Fernkurs in Betriebswirtschaftslehre belegt und will mit seiner Kandidatur „frischen Wind für Nürtingen bringen“, wie er auf seiner Homepage schreibt. Sebastian Kurz ist Vorstandsmitglied der Turngemeinde Nürtingen, Mitglied beim Golfclub Kirchheim Wendlingen und Erster Vorsitzender beim Förderverein First Responder Aichtal.
In der Nachbarstadt Kirchheim ist Andreas Deuschle geboren. Seit einigen Jahren wohnt der 43-Jährige in Nürtingen und fühlt sich in der Neckarstadt sehr wohl. Deuschle ist geschieden und hat zwei Kinder. Nach einer Ausbildung zum Industriemechaniker bei der Daimler AG hat er dort bis 2010 in Mettingen gearbeitet. Danach hat sich der Deutsche Juniorenmeister und Militärweltmeister im Kugelstoßen auf den Sport konzentriert und die B-Lizenz im Bereich Leistungssport erworben. Seit 2010 ist Andreas Deuschle freiberuflicher Personaltrainer und Eventmanager. Außerdem ist er Schüler- und Jugendtrainer beim VfB Stuttgart sowie Verbandstrainer beim württembergischen Leichtathletikverband. Als Wahlziel nennt Deuschle in seinem Flyer, den er in den nächsten Tagen an alle Haushalte persönlich verteilen will, „dass er Nürtingen mit seinen Ortsteilen den guten Lebensstandard erhalten und die Stadt noch weiter entwickeln will“.
Seit 12 Jahren lebt Friedrich Buck mit seiner Familie in Weilheim/Teck. Der 48-jährige Bauingenieur ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Mit Nürtingen fühlt er sich seit seiner Schulzeit verbunden, denn Buck ist in Beuren in einem christlichen Elternhaus (der Vater war Kirchengemeinderat) aufgewachsen und hat nach der Grundschule das Hölderlin-Gymnasium in Nürtingen besucht. Mit 14 Jahren wollte er Pfarrer werden und wechselte auf das Seminar in Blaubeuren. Nach wenigen Jahren wechselte er allerdings wieder ans HöGy und hat dort Abitur gemacht. Nach der Schreinerlehre hat Buck an der Technischen Hochschule Karlsruhe studiert und als Bauingenieur abgeschlossen. Nach einigen beruflichen Stationen unter anderem in Würzburg, Karlsruhe und Stuttgart, wechselte er in ein Büro nach Weilheim und seit einem Jahr ist er bei einem Esslinger Ingenieurbüro beschäftigt. Friedrich Buck ist seit 25 Jahren Mitglied bei der Partei Die Grünen und hat sich in Nürtingen für den Erhalt des Hölderlinhauses eingesetzt.
Am Montag hat Raimund Bihn seine Bewerbung für das Amt des Oberbürgermeisters beim Wahlausschussvorsitzenden Andreas Erwerle abgegeben. Der 39-Jährige ist in Kirchheim/Teck geboren, hat die Grundschule in Oberensingen besucht, danach die Neckarrealschule und hat an der Mörikeschule seinen Hauptschulabschluss gemacht. Nach der Ausbildung zum Karosseriebauer hat er eine Ausbildung zum Bürokaufmann drangehängt. Seit 2003 ist Raimund Bihn zertifizierter Autoverkäufer bei einem Nürtinger Autohaus. Er ist geschieden, hat drei Söhne und lebt in einer Patchwork-Familie mit seiner Partnerin, die ebenfalls zwei Kinder hat. Im Ehrenamt ist Bihn Hauptschöffe am Landgericht Stuttgart und zweiter Vorsitzender der Stadtkapelle Nürtingen, der er seit 1978 als aktives Mitglied angehört. „Mut zum Miteinander“ lautet der Wahlslogan des 39-jährigen Nürtingers.
Wenige Stunden vor Bewerbungsschluss hat Petra Geier-Baumann ihre Bewerbung abgegeben. Die 46-Jährige lebt mit ihrem Ehemann und den zwei Kindern seit sechs Jahren in Nürtingen. Die Familie hat bei der Stadt einen Bauplatz im Enzenhardt gekauft und hier ein Einfamilienhaus gebaut („der Familienbonus, eine sehr nette Geste der Stadt, gab den Ausschlag für Nürtingen“). Bei der letzten Kommunalwahl hat Petra Geier-Baumann bei der Nürtinger Liste/Grüne für den Gemeinderat kandidiert. Sie gehört allerdings keiner Partei an und tritt als unabhängige OB-Kandidatin an. Petra Geier-Baumann ist in Konstanz geboren, ist von Beruf Vermessungstechnikerin und seit sieben Jahren als GIS-Koordinatorin bei der Stadt Filderstadt beschäftigt. Generelles Interesse an der Kommunalpolitik, aber auch spezielle Nürtinger Themen wie die Kinderbetreuung oder der Große Forst sind ihre Motivation für die Kandidatur.
Podiumsgespräch „Leser fragen – Kandidaten antworten“
Die Gelegenheit, die Kandidaten im direkten Vergleich kennenzulernen, bietet sich den kommunalpolitisch interessierten Nürtinger Bürgern am Mittwoch, 21. September, ab 19 Uhr im K3N. „Leser fragen – Kandidaten antworten“, ist die Veranstaltung überschrieben. Unsere Leserinnen und Leser können schon im Vorfeld Fragen an die Kandidaten richten, die wir in der Redaktion sammeln. Bei der Veranstaltung werden die Moderatoren Anneliese Lieb und Jürgen Gerrmann die Dame und die fünf Herren mit den Leserfragen konfrontieren. Die Fragen sollten bis spätestens 18.?September an die Redaktion der Nürtinger Zeitung, Carl-Benz-Straße 1, Nürtingen, oder an forum@ntz.de geschickt werden.